Kritik an Solaranlagenzwang
Olaf Schweneker ist gegen die Pflicht, Photovoltaik-Anlagen auf den Neubauten zu installieren. Der Immobilienunternehmer hält diesen Plan für unrealistisch.
Wer zurzeit den Bau eines Haues plant, der hat möglicherweise schlaflose Nächte. Die Zinsen sind massiv gestiegen. Dazu kommen die deutlich gestiegenen Preise für Baumaterial. Für viele Häuslebauer braut sich ein perfekter Sturm zusammen. „Und jetzt kommt auch noch die Pflicht, Photovoltaikanlagen aufs Dach zu setzen“, sagt Olaf Schweneker. Der Löhner Immobilienunternehmer kritisiert die Auflage und hält die Regel für nicht umsetzbar. Ob das Unternehmen die Pläne im umstrittenen Baugebiet Nordbreite umsetzt, ist weiter offen.
Die Stadt will in Zukunft bei allen Neubauten die Pflicht einführen, Photovoltaikanlagen auf den Dächern zu installieren. Gelten soll die Pflicht schon in den neuen Baugebieten Nordbreite und Brinkstraße. Mit diesem Ansatz liegt die Stadt im Trend. Ein Landesgesetz mit dem gleichen Ziel ist in Planung, auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck fordert PV- Anlagen auf allen Neubauten. Damit könnten Häuslebauer einen wichtigen Anteil zur Energiewende beitragen. Olaf Schweneker hat vor Kurzem eine PV-Anlage auf dem Dach seines Unternehmens eingeweiht. „Die hat eine Spitzenleistung von 16,8 Kilowatt Peak. Damit lässt sich schon einiges machen“, sagt er. Er sei überzeugter Nutzer der Technologie. „Mich stört allerdings, wenn Menschen gezwungen werden, die Anlagen auf ihren Dächern zu installieren.“ Er setze auf Freiwilligkeit. Problematisch ist die finanzielle Belastung. „Auf die Bauherren kommen sehr hohe Kosten zu. Die Finanzierung ist in vielen Fällen auf Kante genäht. Die PV-Pflicht macht für viele das Maß voll“, sagt Schweneker. Aus seiner Sicht könnte ein fairer Mittelweg sein, die Leitungen im Haus bereits zu verlegen und die Installation vorzubereiten, den Bauherren aber fünf Jahre Zeit bis zur kompletten Inbetriebnahme zu geben. Die PV-Elemente auf dem Dach sind die teuersten Teile der Anlage. Schweneker ist überzeugt, dass die Realität die Kommunen zu einer vergleichbaren Lösung zwingen wird. „Wenn es überall die Pflicht zur Installation von PV-Anlagen gibt, dann wird es zu Lieferengpässen und langen Lieferzeiten kommen. Probleme gibt es bei den Installateuren. Die werden mit den Aufträgen nicht nachkommen“, sagt er. Sollte es dazu kommen, will die Stadt mit der Gestaltung der Regeln für die Neubauten entsprechend reagieren. „Da werden wir flexible Lösungen finden“, ist Stadtsprecherin Ursula Nolting überzeugt. Sie betont, dass der Ansatz der richtige ist. „Es ist ja auch im Interesse der Bauherren, Energie zu sparen“, sagt sie. Sollte die PV-Anlagen- Pflicht auch für die Mehrfamilienhäuser gelten, würde Schweneker auf deren Bau verzichten. „Da gibt es noch keine praxistauglichen Abrechnungsmodelle, wenn es um die Nutzung des Solarstroms durch die Mieter geht.“
Wie es mit dem Baugebiet Nordbreite weitergeht, lässt Schweneker offen. „Wir würden über das Thema gerne mit dem Bürgermeister und Herrn Böhm von der SPD sprechen“, sagt Schweneker. Die Rahmenbedingungen hätten sich durch die Auflagen der Stadt erheblich verschlechtert. Nicht nur die PV-Anlagen- Pflicht erschwere die Umsetzung. „Wir müssen eine Lärmschutzwand bauen und für die Zuwegung zum Spielplatz über ein Grundstück sorgen, auf das wir gar keinen Zugriff haben.“ Dazu komme, dass sich die Rahmenbedingungen auf dem Bau in den vergangenen Wochen stark verändert hätten. „Wegen der massiv gestiegenen Kosten geht die Nachfrage nach Neubauten dramatisch runter.“ Das erlebe er auch bei den Schautagen, die sein Unternehmen in Neubauten veranstaltet. „Da kommen eigentlich immer um die 100 Leute. Jetzt sind es gerade mal fünf.“